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Frauchen, warum wirst du immer dicker?

Ich werde den 06.12.2019 nie vergessen.


Überrascht hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Das war nicht der Plan. Die Eröffnung der LuDogs war erst im Januar passiert und Tiny ist zu dem Zeitpunkt bereits 5 Jahre erfolgreich Einzelkind gewesen. Nun ja, das war ja dann vorbei.

Aber wie bringt man einem stürmischen, verspielten, dezent aufgeregten, 40 kg Einzelhund bei, dass ab sofort alles anders wird? Vor allem weil der besagte Einzelhund eigentlich kein großer Fan von kleinen Kindern ist...oder doch?

Fangen wir vorne an. Tiny fand Kinder früher cool. Der Sohn einer Freundin (damals Grundschüler) war ihr absoluter Liebling. Er war von ihr begeistert, konnte sie entspannt und sehr freundlich an der Leine führen und sie war sehr verliebt in ihm.

Im Laufe der Zeit hat sich Tinys Begeisterung für Mensch und Hund sehr verändert. Wie bei vielen Rottis hat auch sie Probleme mit ihrem Bewegungsapparat bekommen. Und durch die Schmerzen hat sich auch ihr Wesen verändert. Berührungen fand sie irgendwann richtig doof (klar AUA). Sie hat sich in für sie unangenehme Situationen sehr deutlich Platz verschafft. Ein Verhalten was aus unserer menschlichen Sicht natürlich nicht erwünscht ist. Und aus ihrer Sicht aber die einzige Lösung war, um Abstand zu bekommen und somit Schmerzlinderung. Eigentlich der Grund wieso wir Tiny (und uns) keine Kinder zumuten wollten. Außerdem haben wir in früheren Jahren Tiny nie an Kinder gewöhnt. Das bedeutet lautes, schrilles schreien, unkontrolliertes rennen, komisches anfassen - alles das kannte sie nicht. Und wenn sie das bei unseren Nachbarn und deren Kinder gesehen hat, dann stand sie wie eine Alarmanlage am Zaun und hat versucht für Ruhe zu sorgen. Und natürlich haben auch unsere früheren Trainingsmethoden dazu beigetragen, dass Kinder für sie umso blöder sind. Also alles in allem Kinder haben für sie genau eine Sache bedeutet= Stress pur.

So...und nun soll eben dieser Rottweiler "große Schwester" werden? Na Prost Mahlzeit!!! Sie abgeben ist für uns keine Option gewesen. Also wie genau soll man die Sache angehen?

1. Hilfe muss her

Wie ihr wisst, arbeiten wir mit Tiny nur mit Werkzeugen, die zum einen neuesten, wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen und freundlich und wertschätzend sind. Also habe ich nach Trainer*innen geschaut, die auf das Thema "Babyeinzug" spezialisiert sind und uns weiter helfen können.

So bin ich auf die Homepage Famillie mit Hund gestoßen. Sie bieten für angehenden Mamas und Papas Webinare zu dem Thema an. Da wir mit Tiny aber nicht bei null angefangen hätten, haben wir uns dafür entschieden, eine Einzelstunde zu buchen. Das war super unkompliziert und sehr lehrreich. Und wir hatten einiges zu tun.

2. Hausaufgaben erledigen

Für Tiny standen einige Veränderungen an. Unsere Prio 1 war es, Tiny alle Veränderungen beizubringen, in einem für sie angenehmen Tempo und vor allem so, dass es sie nicht frustriert. Bisher durfte Tiny natürlich in alle Räume gehen, wann und wie sie wollte, sich ins Bett legen und eigentlich waren wir in ihrer Wohnung geduldet 😂 Das würde mit Baby natürlich nicht mehr funktionieren. Also war es wichtig, dass sie die Veränderungen kennen lernt bevor das Baby einzieht. Die Gefahr die Veränderungen mit dem Baby zu verknüpfen und es dadurch doppelt nervig zu finden, wäre sonst zu groß. Schließlich musste sie in Zukunft die Aufmerksamkeit von Mama und Papa ohnehin schon teilen. Ist nicht unbedingt ein Pluspunkt für das kleine Menschenkind.

Also haben wir uns an die Hausaufgaben gemacht, die uns die Trainerin aufgegeben hatte.

Räume, in denen Tiny nicht mehr alleine oder zumindest unaufgefordert rein gehen sollte, haben wir mit einem Kindergitter versehen. Hingehen, rein schauen, abwenden und alles was irgendwie aus unserer Sicht gutes Verhalten war, hat sich natürlich doppelt gelohnt.

Die nächste Stufe war dann, den Raum ohne sie zu betreten. Stehen und schauen, idealerweise ruhiges stehen und schauen hat sich wieder richtig für sie rentiert.

Königsdisziplin war dann natürlich Mama und Papa, sitzen im Raum, ich darf nicht rein und sie ignorieren mich. Haben sogar eine komische Puppe auf dem Arm und reden sehr seltsam mit ihr.

Auch Babyschreien ist immer wieder plötzlich durch unsere Boxen ertönt und aus einem für Tiny unverständlichen Grund ist dann immer ein Mensch wie von der Tarantel gestochen aufgestanden und in das o. g. Zimmer gerannt. Nachdem sie die ersten Male mitgerannt ist und geschaut hat, was da passiert, hat sie irgendwann beschlossen sie schläft lieber weiter oder legt sich auf mein Platz auf dem Sofa....Hey, weg gegangen - Platz vergangen 😆

Natürlich hat auch der Kinderwagen hier schon seit einer ganzen Weile frei im Flur gestanden und ordentlich Platz weg genommen 😑 Dinge mit Rädern, die sich auch noch schnell weg bewegen, waren bisher eher ein Objekt der Begierde, die einen sonst sehr bequemen Rottweiler dazu bewegt haben, sich jagdlich zu betätigen, also musste auch das geübt werden.

In wenigen Worten wir haben uns 9 Monate lang ordentlich zum Affen gemacht, damit sie so viele Situationen wie möglich kennen lernen konnte, wenn auch nur ganz grob.

Es gibt aber auch Dinge, die wir nicht üben konnten oder wollten. Babyschreien mitten in der Nacht war zugegebener Maßen nicht auf unserer Übungsliste. Das bedeutet, viele Dinge haben sich auch für später einfach ergeben. Das Frauchen auf einmal anders riecht, sich vielleicht anders verhält (wenn auch nicht bewusst) und irgendwann weniger Zeit und Energie für sie da ist, damit musste sie einfach konfrontiert werden. Und da sie schon sehr viele Dinge gekannt hat, hat sie das Überraschungspaket wunderbar gemeistert.

Wieso haben wir dieses ganze Zinnober veranstaltet?

Ich denke der wichtigste Grund ist einfach der: Tiny hat sich nicht ausgesucht bei uns zu wohnen. Sie hat sich nicht ausgesucht die Wohnsituation zu verändern und hat sich vor allem nicht ausgesucht einen weiteren Menschen in ihrem Leben zu haben. Vor allem nicht eins was ihr zu schaffen macht. Aus unserer Sicht, war es unsere Verantwortung sie auf die neue Lebenssituation vorzubereiten.

Je mehr Situationen sie kennt, je mehr sie weiß, was gewisse Dinge bedeuten oder ankündigen, desto sicherer wird und entspannter bleibt sie. Erwartungssicherheit ist eines der wichtigsten Werkzeuge im Zusammenleben zwischen Mensch und Hund.

Außerdem ist es einfacher gewesen, diese Dinge vor Geburt zu trainieren. Zum einen, hat man den Vorteil, dass diese Veränderungen zwar auf den Einzug des Babys abzielen aber das Baby ist eben einfach noch nicht da. Zum anderen hat man selber auch deutlich mehr Zeit, Muße und Energie. Wenn man erst einmal unter Schlafentzug und Energiemangel leidet, die Nerven etwas dünner sind als sonst, ist es deutlich schwerer fair und gelassen ein neues Verhalten zu trainieren. Nicht zu vergessen, auch der Hund hat Schlafmangel und ggf. dünnere Nerven.

Am Ende ist es doch so: jedes Säugetier hat eine gewisse Menge an Energie. Diese brauchen wir, um durch den Tag zu kommen, uns manchmal lautstark zu freuen oder aber gekonnt zurück zu halten und zu beherrschen usw. Je mehr Dinge automatisch passieren desto weniger Energie brauchen wir dafür. Oder findet ihr die tägliche Fahrt zur Arbeit, das trinken eines Getränkes oder Zähneputzen besonders anspruchsvoll? Nein, denn das sind Programme die einfach abgerufen und abgespult werden können. Und auch unsere Hunde können eben solche Programme abrufen, wenn man sie vorher auf die Festplatte bringt.

Damit machen wir es ihnen und uns leichter. Und gegen leichter hat wohl niemand was, oder?

Natürlich bedeutet es nicht, dass eine gute Vorbereitung dazu führt, dass immer alles zu 100% läuft wie geplant. Und auch wenn ich zu den Menschen gehöre, die sich zu Tode planen, am Ende kommt es doch anders. Das Gute bei diesem Thema ist aber, es gibt einen Haufen Situationen, die eben genau so kommen werden. Ob man stillt oder die Flasche gibt, das Kind muss essen und wird vorher brüllen, weil es Hunger hat. Und wenn alles fertig verdaut ist, muss es gewickelt werden und wird vor lauter verdauen wieder einschlafen. Wenn unser Hund eben diese Dinge nicht mehr gruselig findet, dann hat er vielleicht sogar die Gelassenheit, sich beim stillen dazu zu kuscheln, beim schlafen neben dran zu legen oder freut sich, wenn er beim Familienausflug locker neben dem Kinderwagen dackeln kann.

Kann es da etwas schöneres geben?


Pfote drauf und bis zum nächsten Mal.


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