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  • AutorenbildLuDogs Gassiservice

Geh weg...weg...weeeeeeeeeg...

...aus dem Nichts hat der gebissen. Einfach so. Für mich war alles normal, wie immer und es gab keine Anzeichen, dass irgendwas nicht stimmt.


Schon mal gehört? Schon einmal erlebt? Alltag in Hundehaushalten, leider. In meinem letzten Blog habe ich dir bereits aufgezeigt, in welchen Situationen Hundebisse mit Kindern besonders oft vorkommen ( Wenn du noch einmal nachlesen magst, dann klicke hier :-) ).


Ist das Verhalten aber wirklich so unangekündigt wie wir Menschen es oft wahrnehmen? Oder ist es viel mehr so, dass unser nonverbales Sprachtalent etwas eingestaubt ist und der Hunde-Duden öfter mal zu Hand genommen werden sollte?


Schauen wir uns einmal die Eskalationsleiter des Hundes an. Was passiert, bevor es passiert...

Das Sprichhund Netzwerk hat hierzu eine wundervolle Grafik erstellt.


Eine Sache wird hier sehr deutlich. Ein Angriff ist das Ende der Leiter. Und bis dahin gibt es ganz viele, deutlich harmlosere und freundlichere Signale mit denen wir gesagt bekommen: Nimm jetzt endlich deine Griffel weg und zieh leine.


Ich möchte euch speziell die Verhalten näher bringen, die im grünen bis gelben Bereich sind.

  1. Kopf abwenden

  2. Züngeln

  3. Gähnen

  4. Kiss to dismiss

Ihr seht in der Liste stehen noch mehr Signale. Ich habe mich aber bewusst für diese entschieden. Warum? Weil sie sehr deutlich sind und trotzdem diejenigen die am wenigsten ernst genommen werden.


Wenn Tiny (und übrigens auch die Hunde im Dogwalking) Abstand wünschen, dann drehen sie oft den Kopf dezent weg - weg vom Auslöser. Außerdem züngeln sie - sie fahren sich mit der Zunge über die Nase und / oder sie gähnen. Und ich spreche nicht davon, dass der Hund gerade laut geschnarcht hat, langsam wach wird und so richtig herzhaft gähnt.


Im Gassi sieht das z.B. so aus: Hund A nähert sich Hund B. Hund B ist not amused. Hund B dreht langsam den Kopf weg von Hund A (behält ihn aber im Blick). Weil Hund A nicht ganz so schnell kapiert, fängt Hund B an sich über die Nase und Lefzen zu schlecken und gähnt. Hund A nimmt das wahr, dreht ab und geht seiner Wege. ( Je nach Hund und Erregung würde man jetzt Hund B sehen, wie er sich kurz schüttelt und ebenfalls weiter geht).


Super dezent, super freundlich und trotzdem sehr klar.


Es gibt aber noch ein ganz spezielles Verhalten auf das ich eingehen möchte. Das nennt sich: kiss to dismiss. Wir Menschen sehen einen Hund, der einem anderen Menschen oder Kind zackig durchs Gesicht schleckt und freuen uns. Hund gibt ja Küsschen - wie süss.


Ist euch schon einmal in den Sinn gekommen, dass Hunde keine Küsschen geben und dass sie mit diesem Verhalten etwas anderes bezwecken möchten?


Im Gassi beobachte ich es nicht, dass die Hunde knutschend durch die Gegend rennen. Trotzdem übersetzen wir Menschen uns dieses Verhalten mit Küssen....Es entspricht UNSEREM Verständnis.


Tatsache ist aber: Schlecken ist nicht gleich schlecken.


Ein Beispiel: Tiny liebt Füße und hat einen leichten Fetisch. Sie liebt es an Füßen zu schlecken. Das tut sie sehr genüsslich und entspannt sich auch dabei. Die Zunge wird voll ausgefahren und hat Ähnlichkeiten mit einem Waschlappen...Schrecklich, kann ich euch sagen aber sie liebt es... Übrigens genauso begeistert ist sie, beim Abschlecken der Kinderhände, wenn diese noch nach Wurst, Käse und anderen Leckereien schmecken.


Wenn ich oder jemand anderes aus der Familie aber z.B. auf dem Platz liegen, wo sie gerne hingehen würde, dann kommt sie, schleckt ganz kurz und zackig durchs Gesicht und nimmt direkt Abstand in der Hoffnung, dass wir das kapiert haben. Hat ein bisschen was von 10 Finger Tippen auf der Schreibmaschine, nur dass ich das Blatt bin. Wenn dieses Verhalten kein Erfolg hat, dann macht sie kehrt und legt sich woanders hin. Auch ok.


Wenn du das einmal bei deinem Hund sehen möchtest, filme deinen Hund in der Interaktion mit einem anderen. Ich sehe das im Gassi z.B. wenn Hund A zu lange an Hund B schnüffelt. Dann kommen oft die bereits beschriebenen Verhalten und Hund B fängt an die Zunge auszufahren, entweder in der Luft (z.B. bei zu lange und nervigem Popo schnüffeln) oder direktes Abschlecken des besonders interessierten Hund A. In meinem Job ist das der Moment, in dem ich den interessierten Hund zu mir rufe und eine Alternative anbiete, sodass Hund B Abstand bekommt.


Und nichts anderes ist es auch im Umgang mit Hund und Mensch bzw Kind. Wenn du diese Signale siehst, ruf deinen Hund aus der Situation raus oder aber ruf dein Kind zurück. Dann muss der Hund gar nicht erst um Abstand "kämpfen". Übrigens gilt das nicht nur für Kind und Hund. Es gilt für Hund und Hund genauso wie Hund und Mensch im Allgemeinen!!!!


Zugegeben, mit der Körpersprache der Hunde ist es nicht anders wie mit Vokabeln lernen. Übung macht den Meister und schult das Auge. Filme deinen Hund und schaue dir die Aufnahmen in Ruhe zu Hause an. Was erkennst du?


Wenn du dabei noch Unterstützung suchst kann ich dir noch was empfehlen:

Das Sprichhund Netzwerk bietet immer wieder Seminare zum Thema Körpersprache der Hunde an. Da lernst du alle Basics und worauf es ankommt. Wenn du eher der Typ Do-It-Yourself bist, dann schau in der Facebook Gruppe von Sprichhund rein. Dort kannst du eigene Videos hochladen, beschreiben lernen und üben und auch mit Videos fremder Hunde üben ;-)...Ich mach das auch!


So für heute war es wieder genug, oder? Also Pfote drauf und bis zum nächsten Mal.


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